Drei Hochzeiten und ein Motorschaden.
19.9.2019
Nein, ich bin
kein Freund langen Vorausplanens. Wer weiß, was morgen ist. Außer, dass aus
morgiger Sicht heute gestern sein wird.
Ich habe nie
verstanden, wie eine Opernsängerin damit leben kann zu wissen, was sie heute in
zwei Jahren wo singen wird. Oder soll ich sagen, wo angenommen, wird, dass sie
singt? Sie könnte ja indisponiert sein, ein Kind
erwarten. Nur aus Lust und Laune etwas anderes machen? Das ist nur schwer
möglich. Da wurden Verträge unterzeichnet, Pläne geschmiedet, von denen andere
abhängen.
Ich fand
nichts dabei, glücklich angestellt zu sein, ungefähr zu wissen, was mich
erwartet im Leben, aber welche Sendung machen, das sollte doch vom
Tagesgeschehen abhängen, zumindest von einer grundsätzlichen Aktualität.
Was aber,
wenn man an Ereignissen teilnehmen will, die lange vorausgeplant werden. Weil
es nicht anders geht. Weil zum Beispiel eine Rennstrecke gemietet werden muss,
damit Menschen wie ich im Kreis um die Wette fahren können. Das braucht ganz einfach Vorausschau und Planungssicherheit. Es gibt
also einen Terminplan, man kann mit Terminen rechnen und erwartet auch, dass
all die Kolleg*innen auch da sein werden, man hofft es zumindest, denn im Kreis
fahren ist ja auch das Treffen von Freund*innen. Und dann fehlt jemand,
harmlos, wenn wie bei mir ein Verhinderungsgrund eintritt, tragisch, wenn z.B.
Auguste niemals mehr kommen kann oder Otto. Beispiele dafür, dass Planungen
obsolet werden können. Also kein Jammern über Verhinderung, aber sehr wohl
Trauer um die, die ganz einfach nicht mehr da sind.
Aber die
Überschrift heißt ja nicht drei Hochzeiten und zwei Todesfälle, sondern drei
Hochzeiten und ein Motorschaden, das ist jedenfalls meine Bilanz der heurigen
Saison des im Kreis Fahrens. Alex (das Auto aus Kanada) und ich mussten sich
erst aneinander gewöhnen – kann man denn das so formulieren? Man kann, aber ist
das nur im Entferntesten richtig?
Ich nannte
Alex manchmal „Hübschi“, weil er schöner war als
schnell, mit seinem halben Jahrhundert auf dem Lenkrad? Es galt einige kleine
Fehler zu finden und er lief immer besser. Die erste Hochzeit war an keinem
Rennwochenende, dafür in Italien. Sehr schön. Bis dahin, lief Alex recht
angenehm, die Probleme waren überschaubar und wurden bewältigt, dann kam
Hochzeit zwei – ich durfte Trauzeuge bei meinem Trauzeugen sein und der Text
aus dem alten Testament (der Text aus dem Buch Kohelet/Prediger
auch gesungen von „The Byrds“ mit dem Titel Turn Turn
Turn) der gerne bei Hochzeiten und Eheschließungen gelesen wird – Alles hat
seine Zeit… in einer Übertragung ins wienerische von Lui Dimanche heißt es
„Love me hat sei Zeit und Leck mi hat sei Zeit“.
„Love me“ also für Hochzeit statt Rennen und „Leck
mi“ für Motorschaden statt Rennen.
Also drei
Ausfälle, zwei der Liebe wegen, der andere wegen Motorschaden. Dann kam zum
Glück die Sommerpause und der Motor wurde zerlegt, defekte Teile getauscht,
zusammengebaut, ein Überhitzungsverhinderungskühler wurde eingebaut und am
Freitag wird das erste Mal gefahren.
In Salzburg.
Mit dem 50 Jahre alten Auto, am Ring, der 50. Geburtstag feiert. Ich wünsche
allen das Beste. Mir auch, bin ja ein Teil von allen.