Haben,
gehabt – wiederhaben?
Habe in alten Fotos gewühlt. Unlängst
eine Liste gemacht von gehabten Autos. Hatte mich zu sehr über ein neues
geärgert und musste in zivilisierter Weise einen Streit beginnen, er ist noch
nicht ausgestanden, aber soll hier auch nicht weiter kommentiert werden. Es
geht mehr um die gehabten Autos und andere Fahrzeuge. Dinge, die sich
ansammeln, von denen man sich trennen sollte. Wenn man nur wüsste, was einem
nachher leidtun wird. Zum Beispiel: Fiat 850? Nein, Autobianchi
A 112: ja. Renault 5 TS: nein, Fiat 128: nein. Alfa Giulia? Da waren fast 20
Jahre eigentlich genug und herschenken genau das richtige Ende (Ich sah sie
Jahre später mit einem blauen Kennzeichen durch Wien fahren). Aber wie ist es
zum Beispiel mit diesem Saab 96?
Günstig gekauft, einige Male das Pickerl bekommen, von mir handlackiert
(„tirolergrün“) und nachher viel poliert.
Fast
verschenkt
Hatte einen Talbotspiegel. Um den
Wert dieses Spiegels und einer neuen Batterie habe ich das Auto verkauft. Die
Kollegin wollte den Führerschein machen, irgendwer hat ihr eine Restaurierung
günstig zugesagt, dann kam eine Übersiedlung, der weitere Weg des Autos ist mir
unbekannt. Nur so viel: er hatte ein Sportlenkrad, war abgewohnt, der Freilauf
ließ sich nicht abschalten, aber er war wunderbar, bloß beim schnellen
Bergabfahren wurden die Bremsen heiß. Bergauf ging es ja
nicht so flott mit 65 PS.
Ich sehe immer wieder nach, ob es einen netten Saab 96 günstig
gibt. So wie bei – es sei zugegeben – Giulias. Es gibt Autos mit denen bin ich
genug gefahren und habe sie hergegeben, es gibt welche, die hätte ich noch
immer gerne (und wäre wahrscheinlich enttäuscht, wenn ich merke, dass die Zeit nicht
stehen geblieben ist und was einst toll war nun
fragwürdig). Es gibt welche, die würde ich hergeben, obwohl ja der Besitz von
mehreren Autos nicht so schlimm ist wie das entsprechende Image: eine Person
kann immer nur mit einem Fahrzeug fahren und ein Wechselkennzeichen schützt vor
unökologischem verborgen. Außerdem fallen pro Auto weniger Reparaturen an, weil
sich die Kilometerleistung verteilt – wenn man denn Standschäden vermeidet.
Über Standschäden will ich aber nicht sprechen, bei all meinen alten Autos ist das nie passiert. Und was bei Neuwagen sein könnte?
Darüber will ich schweigen siehe oben, ich bleibe dabei.
Talbotspiegel habe ich jetzt auf dem Formel Ford
Alexis, dafür muss ich keinen Saab haben. Aber ich
hatte auch noch nie ein Auto mit Speichenrädern, dafür müssen die Fahrräder
genügen, obwohl… Wenn man genau schaut, geht die Bandbreite mindestens von „unleistbar“ (z.B. A wie Aston Martin, F wie Ferrari) bis „denkmöglich“
(z.B. A wie Austin Healey Sprite oder M wie MG). Allerdings ist mir das mit dem
Hammer auf die Zentralverschlüsse Schlagen durchaus suspekt.
Sie sehen aber so gut aus, passen aber nicht auf Autos, die sie nicht
serienmäßig hatten, wie zum Beispiel den Saab. Da sind
jenseits von seltenen Alufelgen noch Stahlfegen und originale Radkappen besser
(wie zum Beispiel beim Saab auf dem Foto, handlackiert aber mit Chromradkappen.
Musste einfach sein).
Suchen als
Versuchung
Also – soll man gehabte Antiquitäten wiedersuchen? Nachdem
ich meine alten Autorevues verschenkt hatte, habe ich
bei passender Gelegenheit viel mehr als ich davor hatte nachgekauft. Nämlich
alle. Die meisten liegen jetzt brav und ungelesen in Kisten unter dem Stiegenabsatz. Im Internet findet man alles schneller, das
sagte mir damals auch der Sammler dieser Hefte, aber es stimmt nur teilweise:
die Vorinternetzeit droht in ihrer Vielfalt zu verschwinden, weil eben nicht
alles gescannt wird. Trotzdem, das Netz ist eine Fundgrube. Zum Beispiel gibt es
schon auf einen schnellen Blick einige Saab 96 – bis zum ganz schnellen mit 167
PS um 50 000 Euro. Das hat mein Freund aber nicht gemeint, als er einmal sagte,
man sollte immer das teuerste der angebotenen Wunsch-Altautos kaufen, weil es
dann nachher nicht so teuer wird. Aber ganz ehrlich zwischen 7 000 und 50 000 Euro
ist viel Platz. Ich hätte da gleich ein bis zwei Favoriten, höchst geeignet für
das historisch passende Motto „gleiten statt hetzen“. Geht ja
mit dem Saab-schen Freilauf noch besser.
Vier Sitze, wenig Luftwiderstand, gut gebaut, ungefähr so alt
wie die eben ausgemusterten Saab 105 Flugzeuge des Bundesheeres. „Fliegende
Tonnen“ und „Draken“ flogen nicht so lange. In der
Zeitschrift „hobby“ stand als Überschrift zum
Vorgängermodell „93“: „Wenn Flugzeugingenieure ein Auto bauen…“ so erinnere ich
mich jedenfalls als Kind gelesen zu haben, dazu unscharfe Schwarzweißfotos… Hat
mich damals nicht weiter interessiert, irgendwie ist aber eine seltsame
Faszination bis heute geblieben. Und sie hat durch die Fahrerlebnisse nicht
gelitten. Im Gegenteil.
PS: die oben begonnene ja/nein Liste ließe sich noch ganz
schön lange fortsetzen…
und PPS: diese Saab Autos erinnern mich auch an Dietmar
Steiner, den Gründer des Architekturzentrums Wien. Er hatte die Kombiversion
des Autos. Besonders praktisch. Es trug die Typbezeichnung „95“.