Beim
Schmied, nicht beim Schmiedl
Was für eine
Freude: der Jungautor war vor gut einer Woche zum „Freitagsgespräch“ in die
„Alte Schmiede“ eingeladen, und Walter Famler, der
Generalsekretär des „Kunstvereins Alte Schmiede“, hat in meinem Buch so viele
Themen gefunden, dass wir – (ich und das Publikum, das darf ich sagen)
begeistert waren. Ein intensives und unterhaltsames Gespräch über Texte, bei
denen es nur vordergründig um Autos und Fahrräder zu
gehen scheint.
Walter Famler zeigt, dass diese meine
Begeisterung eher als Vorwand dient, um über Welt und Leben nachzudenken.
Getreu dem alten Motto: egal, womit man sich beschäftigt, es kommt darauf an,
genau hinzuschauen.
Walter wünschte sich zwei Texte, den „Tankstellenblues“ und den Bericht
über eine Theateraufführung bei den Salzburger Festspielen mit dem Titel „Warum
so ein langes Gesicht“ – ein Stück nach einem Buch von David Grossmann voller
Tragik am Beispiel einer Person, die die ganze Gründungsgeschichte des Staates
Israel nachfühlen läßt. Der Held ist keine
sympathisch wirkende Persönlichkeit, sondern ein mieselsüchtiger
Zyniker. Aber auch ein mieselsüchtiger Zyniker war
einmal ein unschuldiges Kind, das gilt wohl auf besondere Art und Weise, wenn
die Eltern Opfer unsagbarer Verbrechen waren. Denn jedes Kind trägt nicht nur
die Sünden der Eltern mit sich herum, sondern auch ihr Leid … Mein Text endet
mit dem titelgebenden Witz: „Kommt ein Pferd in die Bar und bestellt ein Bier –
fragt der Barkeeper: ‚Warum so ein langes Gesicht?‘“
Ganz anders der zweite Text, den sich Walter gewünscht hat: er, der mit
seinem alten Puch mit dem Kennzeichen W-Ostok 1, also dem Namen des Raumschiffs mit dem Juri Gargarin als erster Mensch in den Weltraum vorgestoßen ist,
bis zum ehemals sowjetischen Sternenstädchen gefahren
ist, wollte den „Tankstellenblues“ hören und mit der Mundharmonika dazu spielen.
Sonderzahl Verlag
Schon als Jugendlichem war für ihn „Tankstelle“ und „Blues“ nahe: er
hatte sich beim Autostoppen Vorteile erarbeitet, wenn er bei Tankstellen mit
seiner Mundharmonika Blues spielte. Im Text kommt fast mehr Musik vor als
Benzin: die Popgeschichte ist voll von Liedern wie „Running on Empty“ – fahren
so lange, bis der Tank fast leer ist und eine Tankstelle herbeigesehnt wird.
Und dann braucht man noch Geld, um zahlen zu können. Es sind nicht nur die
Tankstellen in Big Sur in Kalifornien, die es dem
Autor angetan haben, es könnte genauso eine skandinavische sein, dort wo noch
Autos repariert wurden, bevor die Tankstelle ein Supermarkt geworden ist,
hoffentlich „Open all Night“, frei nach Bruce
Springsteen.
Die Tankstelle als Ort des Blues, Walter spiel die Mundharmonika!
Hier ist der Audio-Mitschnitt der Veranstaltung, eine Stunde lang, für
Menschen mit Geduld verfliegt die Zeit: https://soundcloud.com/.../freitagsgesprach-in-der-alten...
Und apropos
genau hinschauen: es gibt auch ein Video des Abends: https://www.youtube.com/watch?v=0LF_6eXdwd8
und eigentlich ist ein Buch ja für das Lesen geschrieben: „Hauptsache, es
rollt. Ein Fahrtenbuch“ ist in der Edition Splitter erschienen und hier zu
bestellen: https://www.splitter.co.at/.../b%C3.../hauptsache-es-rollt/
Links:
Bruce
Springsteen with the Sessions Band - Open All Night (Live In
Dublin) - YouTube
Hauptsache,
es rollt. Es geht los.