Podcast vs.
Radio
Klar, es wird viel mehr Radio gehört als Podcast. Aber ich entdecke, dass
die TeilnehmerInnen meiner Lehrveranstaltungen über Radio mindestens soviel Podcast hören wie Radio. Wir diskutieren dann und
versuchen unterschiedliche Charakteristika zu benennen. Das Ergebnis: Menschen
die Geschichten hören wollen genügt das herkömmliche Radio nicht mehr. Auch
wenn noch immer das entscheidende Motiv Radio zu hören, die Musik und die
Berieselung ist - die kurzen Beiträge, das affirmative Geschwätz können die
HörerInnen, die mehr Inhalt wollen, nicht ausreichend unterhalten.
Information
& Unterhaltung
Bruno Kreisky sagte einmal vom Fernsehen, es sei ein Unterhaltungsmedium,
und das trifft auch für so manches gedruckte Boulevardmedium zu und natürlich
für Radiosender. Der hehre Kulturanspruch, den z.B. Ö1 oder ORF III zu erfüllen
behaupten, kann nicht für alle Publikumsgruppen eingelöst werden. Zu
verschieden sind die Bedürfnisse, zu unterschiedlich die kulturellen
Äußerungen.
Im Rahmen eines Workshops von Petra Herczeg und mir, der am vergangenen
Freitag an der Universität Innsbruck im Rahmen einer Ringvorlesung abgehalten
wurde, ging es um Medien für Jugendliche, die ja eine besonders interessante
und auch schwierige Zielgruppe sind: sie haben so viel Medienkonsum, dass für
die traditionellen Anbieter weniger Zeit bleibt und die Frage, wie sich der
Medienkonsum im Laufe des weiteren Lebens entwickeln wird. Noch immer erinnern
sich z.B. viele Ö1 HörerInnen an das „Traummännlein“, das sie in ihrer Kindheit
begleitet hat. Sie wissen also schon seit frühester Jugend, dass ihnen das
Radio etwas bieten kann. Das war ja auch einer der Gründe, warum z.B. auf Ö1
die Kindersendung „Rudi der rasende Radiohund“ eingeführt wurde. Kinder sollten
bemerken, dass es in diesem Medium der Eltern und Großeltern auch etwas
speziell für sie gibt, das nicht vor allem die Lebenswelten der Erwachsenen
reflektiert. Ich wurde in Innsbruck gefragt, wie ich „Jugendliche“ im
Zusammenhang mit Medien definiere. Ich habe geantwortet: wenn Kinder ihren
Medienkonsum unabhängig von den Eltern bestimmen. Und da sind wir dann bei den You-Tubern, den Influencern, bei Spielen, ja, und auch
möglicherweise bei Podcasts.
Ein
Vergleichstest
Was unterscheidet also Podcasts von Radio: es gibt normalerweise
praktisch keine Musik, es wird erzählt und gesprochen, man macht viel selbst
und gibt sich so, wie man gern sein möchte oder wie man ist. Und es gibt
professionelle Podcasts und amateurhafte, welche die themenzentriert sind und
andere, die mehr personengebunden sind, meistens wird kein Geld damit verdient…
um ein Beispiel zu entwickeln haben wir in Innsbruck zwei Gruppen von
Studierenden, die Aufgabe sich mit dem Thema „Was erwartet StudienanfängerInnen
an der Universität“ zu beschäftigen – eine Gruppe sollte einen Radiobeitrag
machen, eine einen Podcast. Und dann haben wir die Ergebnisse diskutiert.
Interessanterweise wurden Vor- und Nachteile der jeweiligen Hörstücke sofort erkannt.
Niemand hat gewonnen, beide waren auf ihre Art interessant. Information fließt
bei beiden Formen, aber auf jeweils andere Weise.
Podcast von Johanna Mihevc, Nicola Stefflbauer &
Johannes Walinger
Radiobeitrag von Daniela Melchiori & Susanne Schulz