Foto: Joseph Schimmer
Rollhilfe
Wenn ein Fahrzeug leicht ist, hat das viele Vorteile: es ist
mit weniger Kraft zu bewegen, mit weniger Aufwand abzubremsen, die Straßenlage
ist besser, kurz: alle physikalischen Trägheitsmomente treten weniger
gravierend auf.
Heute konnte ich einige dieser Vorteile voll genießen: nach
Monaten des Stillstands startete ich Ginetta an: der Motor lief auf den ersten
Drücker, ich verließ die Garage gegenüber vom Funkhaus ein lieber Kollege kam
gerade mit dem Fahrrad und konnte nicht umhin nach vielen Jahren wieder einmal
ein Foto von Gina zu machen. Gegen meine Gewohnheit ließ ich den Motor kurz
warmlaufen, wir sprachen über dies und das: Fahrräder, Elektrofahrräder,
kommende Bergwertungen auf dem Weg zur Arbeit, wenn dann Ö1 dass Funkhaus im
Stadtzentrum wird verlassen müssen. Joseph musste zu einer Sitzung und ich
hatte einen Weg vor mir. Zweimal abbiegen, die Tankuhr zeigte recht wenig an,
also auf zur nächsten Tankstelle. Obwohl, die Tankuhr untertreibt manchmal beim
Benzinstand, sie ist im unteren Drittel nicht sehr verlässlich. Ich war also
gewarnt und wollte nichts riskieren und möglichst bald tanken. Schließlich
hatte ich schon manche Benzinzufuhrabenteuer mit Ginetta. Zum Beispiel wegen
eines im Tank versteckten Benzinfilters, der verstopft war und zu den unterschiedlichsten
Reparaturversuchen geführt hat, bis seine Entdeckung alle Probleme gelöst
hatte.
Stehenbleiben
am tiefsten Punkt
Doch zurück zur Gegenwart: Gürtel in Richtung Südtiroler
Platz. Gina spotzt ein wenig. Unterführung Südtirolerplatz, tiefster Punkt:
Ginetta bleibt stehen. Ein Albtraum scheint wahr zu werden. In der Unterführung
einen Stau auslösen, der dann vielleicht einige Kilometer zurückreicht? Ginetta
hat zwar nur 670 kg, aber allein die Unterführung hinaufschieben? Ein Ford
Fahrer bleibt stehen, Warnblinkanlage eingeschaltet, wir schieben bergauf. Beim
halben Weg geht mir die Luft aus. Wir ziehen uns Warnwesten an, zwei kräftige
junge Männer helfen mit, und flugs ist Ginetta oben. Vorteile des Leichtbaus
gepaart mit Autofahrersolidarität. Sehr fein. Viel Dank wird ausgesprochen
gewunken und der Weg zur nächsten Tankstelle angetreten. Das Handy weist den
Weg, noch einen Kanister gekauft, zurückgegangen, fünf Liter eingefüllt, auf
den ersten Drücker läuft der Motor, Tankstelle angesteuert, noch 23 Liter
draufgeleert Tank voll.
Fragen die bleiben: wo ist das Benzin hingekommen: Leitungen
und Tank scheinen dicht, selbst über mehrere Monate kann nicht so viel Benzin
verdunsten, denn der Tank war mindestens halbvoll, das lässt sich aus dem Stand
des Tagesmeilenzählers schließen. Immer wieder hatte ich mir Benzinschwund in
der Garage vorstellen können, aber Benzindiebstähle? Das scheint doch wirklich
eher ins Reich der Paranoia zu passen. Nicht, dass nicht auch Paranoiker Feinde
haben könnten, aber das, nur weil der Tank nicht versperrt ist?
Jedenfalls: Ginetta fährt, spielt Rennauto im Straßenverkehr
und holt wegen ihrer Kleinheit Sympathiepunkte bei Passanten. Rasen auf
öffentlichen Straßen ist sowieso abgesagt, nicht nur wegen neuer Strafen,
sondern weil es einfach sinnlos ist und sich ein etwaiges Vergnügen daran schon
von selbst begrenzt. Rasen also nur mehr ein Begriff für Natur und eventuell
Rennstrecke. Ist wahrscheinlich ökologisch nicht böser als manch andere
Wochenendbeschäftigung mit Anreise. Schließlich ist Ginetta sparsam beim
Spritkonsum. Auch beim Benzinverbrauch hilft der Leichtbau – nicht nur, wenn
Menschen anschieben müssen, wenn gerollt werden soll.