rainer rosenberg

 

 

genug gefragt

 

 

Freitag der Dreizehnte.

15.7.2018

 

Begräbnis in Hernals. Rosen und Sonnenblumen. Cohen, Hladej und Votava. Die Töchter. Eine kleine Trauergemeinde. Teilweise von weit weg angereist. Am Abend hat der Bundespräsident im Fernsehen gepriesen. Was für ein Glück, dass er es ist. Es wurde falsches Lob vermieden, das was von Euch übrig ist. Ist beisammen, Ernst und Christine. Vielen Dank für alles. Die Freundschaft, die Texte. Auch der Hund sagt wuff, und ganz nahe am Ende hast Du noch den Westbahnhof-Kurtl beschrieben. Wie so oft sind Dir die von Dir erfühlten Helden sympathisch gewesen. Ich denke an „Einer“, der weiterziehen muss, um anzukommen, an den Bahnhof als Metapher für das Leben, an die Gegend zwischen Leben und Tod, die Du in Deinen letzten Gedichten beschreibst.

 

Christine Nöstlinger, 13.10.1926 bis 28.6.2018.

 

Sonntag am Abend (15.7.18) um 21h40 gibt es im Kunstsonntag von Ö1 eine von vielen Erinnerungen an die Autorin und Dichterin inklusive neuer noch unveröffentlichter Texte der Autorin. Dort wird auch dieser Text über sie zu hören sein:

 

Als sie zuletzt in NEWS sagte, sie schreibe keine Kinderbücher mehr, weil ihr die heutige Kinderwelt zu weit weg sei, da dachte wohl niemand daran, dass sie bald überhaupt zu schreiben aufhören würde.

Man dachte wohl an scharfsinnige Kommentare, die das Nicht-Verstehen der gegenwärtigen Welt in Worte fassen, an Gedichte, die wieder das Leben „armer Leute“ so beschreiben, dass selbst die Unverständigsten von Blitzen der Zuneigung durchzuckt werden.

Die Welt hat sich von Christine Nöstlinger wegentwickelt - war sie gut zwei Jahrzehnte mitten im Zentrum gesellschaftlicher Entwicklung, so war sie danach vor allem eine Zeugin der Hoffnung auf ein besseres Leben. Ja, indem man sich äußert, in dem man Dinge so ausspricht, dass sie gehört und vor allem gefühlt werden, kann man die Welt besser machen.

Es gibt eine Generation von Kindern und Jugendlichen, die sind mit Christine Nöstlingers Gedanken, Erfahrungen und Geschichten aufgewachsen, haben sie geteilt. Die Geschichten vom Franz zum Beispiel, oder die Generation, die 1979 mit Dschi-Dschei-Wischer-Dschunior aufgewacht und aufgewachsen ist, Bücher, Fernsehen, Radio, Zeitungen - alle damaligen Medien konnten nicht an ihren Werken vorüber.

Christine Nöstlinger hat zu schreiben aufgehört, leider nicht so, wie beim rasenden Radiohund, wo mehr als 600 Geschichten dann doch genug waren, sie hat ganz aufgehört.

Schreiben war Leben, und mit fast 83 Jahren und entsprechend vielen Krankheiten hört irgendwann der Körper auf zu arbeiten.

Es war schwer genug, mitleidslose Personen als Staatsfunktionäre zu sehen, es war schwer genug zu sehen, wie auch Freundinnen von rechten Ängsten angekränkelt werden, wie der politischen Richtung, der man immer nahestand, nichts Besseres einfiel, als Rezepte der grundsätzlich anderen zu kopieren.

Die feuerrote Friederike kann fliegen, Christine Nöstlinger fliegt, alles was Flügel hat fliegt.

Man sollte nicht vergessen, dass man es kann.

 

 

„Die Fragen bleiben gleich, die Antworten ändern sich“

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